Montag, 19. Dezember 2011

Nicht ohne, sondern für dich

Es ist wie ein Funke, der ausversehen dabei entsteht, als man elektrisch aufgeladen an einen Benzinhebel fasst. Er ist ganz klein und unscheinbar und löst eine fatale Katastrophe aus. Daran muss ich jetzt denken, als ich auf die schönen Blumen an deinem Grab schaue. Fliedern, Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen und andere Blumen die ich nicht kenne. Ich werde es nie vergessen. Diesen Funken, der dabei entstand als wir um die Kurve fuhren und an das Feuer das darauf folgte, als uns der Geisterfahrer entgegen kam. Wie du das Lenkrad nach rechts drehtest um auszuweichen. Zu dir hin, nicht von dir weg. Sondern von mir. Und an dein Gesicht, das ich nie vergesse werde. Blutverschmiert und entstellt, nachdem der Strommast deinen Körper einquetschte, gegen den du gefahren warst.
An einem solchen Tag, wie diesen, an dem ich an deinem Grab stehe und daran denke, sollte es regnen. Es sollte stürmen und gewittern. Doch das tut es nicht. Die Sonne scheint in ihrer ganzen Pracht vom Himmel hinunter und erhitzt den schwarzen Stoff meines Blazers. Und ich verachte sie dafür, dass sie nicht einmal an einem Tag wie diesen, den Anstand hat sich zum Teufel zu scheren. Allerdings bin ich geistig auch gar nicht hier. Geistig bin ich noch immer im Auto, eingequetscht zwischen Airbag, Autositz und der Autotür. Neben dir und komme wieder zu mir. Ich weiss noch, dass ich Blut geschmeckt hatte und gedacht hatte, dass es jetzt ja nicht mehr schlimmer kommen könnte. Kaum eine Sekunde später drehte ich den Kopf in deine Richtung und meine Zeit gefror in einem Gemisch aus Entsetzen, Angst und Schmerz. Aber nur meine Zeit, deine war bereits dabei zu verblassen, nachdem der Tod sie angehalten hatte und die der anderen lief weiter, wie an jedem anderen Tag. Menschen würden sich zu diesem Zeitpunkt streiten, am Kopf kratzen und bei jemandem die Hausaufgaben abschreiben. Sie würden lachen, weinen, schlafen oder vor sich hinträumen, während deine einfach so angehalten wurde, wie eine Uhr die man ins Wasser warf.
Ich weiss noch, dass Ärzte und Helfer mir gesagt haben, ich hätte geschrien und geweint, bis meine Stimme heiser war und die Ärzte mir Schmerz- und Beruhigungsmittel gegeben hatten. Ich hätte eine Kombination aus den Wörtern ‘Nein‘, ‘Bitte‘ und deinem Namen geschrien. Doch ich erinnere mich nicht daran. Nur wie aus deinem offenen Mund Blut tropfte und deine Zähne zertrümmert waren. Deine wunderschönen Zähne die du zwei Jahre zwischen eine 200 Euro teure Zahnspange zwängen musstest, damit sie gerade wurden. Dass der Tod dir nicht einmal sie lassen konnte. Dass er dein bildhübsches Gesicht entstellen musste, obwohl er dir schon deine Stimme, deinen Atmen, deine Gedanken – Dein Leben genommen hatte. Nein, er konnte es einfach nicht dabei belassen und musste dir auch noch deine Schönheit nehmen...
Das ist eine Geschichte, geschrieben von mir und unvollendet. Bitte nicht einfach so speichern und behaupten es seie eure. Ich lade es nur hoch, weil ich wissen möchte, ob ich sie beenden soll. 

4 Kommentare:

  1. Ich würde es echt gut finden wenn du weiter schreiben würdest. Die Geschichte ist hervorragend geschrieben und um ehrich zu sein wäre ich foh nur halb sogut schreiben zu können.

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  2. Schreib bitte weiter. Ich finde die Geschichte ist auf ihre Weise noch offen und sie ist bisher wirklich wunderschön geschrieben. Es gibt viele Autoren, die nur davon träumen, so schön schreiben zu können.

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  3. Das ist einfach Wundervoll geschrieben. Bitte schreib sie weiter. Die Geschichte hat mich echt zu Tränen gerührt.

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  4. Deine Geschichte ist echt schön.
    Ich hab schon oft versucht, kreativ zu sein, aber ich krieg es einfach nicht hin.
    Schreib bitte weiter.

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